„Der Moment, es einfach zu tun, ist jetzt.“

Ein Gespräch mit Florian Ultsch über neue Gästemärkte, stille Potenziale und den Mut, in Bewegung zu bleiben.

Wenn Florian Ultsch über neue Gästemärkte spricht, tut er das nicht aus Distanz. Sondern mittendrin: Er lebt mit seiner Familie in Bangkok – in einer Region, die längst mehr ist als ein „Zukunftsmarkt“. Und er stammt aus einer Gastgeberfamilie, deren Wurzeln tief in der österreichischen Tourismusgeschichte liegen. Was passiert, wenn man beides verbindet? Genau daraus ist Ultsch Consult entstanden.

Ein Gespräch über Perspektivenwechsel, echte Partnerschaft und warum neue Wege nicht mit einem Werbeprospekt beginnen.

Florian, du lebst mit deiner Familie in Thailand. Wann war dir klar: Daraus entsteht mehr als nur ein Ortswechsel?

Es war kein einzelner Moment – eher viele kleine. Ich habe beobachtet, wie sich das Reiseverhalten in Südostasien verändert: Wie eine neue, kaufkräftige Mittelschicht entsteht, die sehr bewusst unterwegs ist – digital versiert, qualitätsorientiert, interessiert an echten Erfahrungen.

Gleichzeitig habe ich gesehen, wie präsent Österreich in der Vorstellung vieler Menschen ist – aber oft nur oberflächlich. Berge, Mozart, Schnee, David Alaba. Es gibt eine große Sehnsucht nach Europa, aber noch wenig Wissen darüber, was es abseits der klassischen Touren wirklich zu entdecken gibt.

Mir wurde klar: Hier schlummert Potenzial. Nicht nur für einzelne Destinationen, sondern für den gesamten österreichischen Tourismus – wenn man es richtig angeht.

Was genau macht Ultsch Consult?

Wir helfen Hotels, Regionen und Attraktionen in Österreich dabei, südostasiatische Gästemärkte gezielt zu erschließen – aktuell vor allem Thailand, Vietnam, Malaysia und Singapur.

Das beginnt immer mit einer individuellen Analyse: Welches Angebot passt zu welchen Gästen? Was muss angepasst werden – sprachlich, buchungstechnisch, kulturell? Welche Vertriebskanäle funktionieren, welche Kooperationen ergeben Sinn?

Wir begleiten den gesamten Prozess: von der strategischen Ausrichtung über Schulungen bis hin zur Umsetzung vor Ort. Langfristig, partnerschaftlich, ohne fertige Lösungen aus der Schublade.

Warum reicht klassische Werbung nicht aus, um neue Märkte zu erreichen?

Weil Sichtbarkeit allein nicht genügt. Viele Angebote passen inhaltlich sehr gut zu den Bedürfnissen südostasiatischer Gäste – aber sie bleiben unsichtbar, weil es an Übersetzung fehlt. Nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell, technisch, vertrieblich.

Und genau deshalb ist es so wichtig, vor Ort zu sein.
Um wirklich tragfähige Kooperationen aufzubauen, braucht es mehr als Zoom-Calls und E-Mails. Es geht um Vertrauen, um langfristige Beziehungen – und die entstehen dort, wo man einander in die Augen schauen kann.

Wir sind regelmäßig im persönlichen Austausch mit Reiseveranstaltern, Plattformen und Multiplikatoren in Südostasien. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil wir wissen: Gäste erreicht man nur, wenn man auch ihre Märkte versteht.

Wer sind diese neuen Gäste eigentlich?

Die südostasiatischen Märkte sind vielfältig und mit ihnen die Reisenden. Wir beobachten vor allem ein wachsendes Interesse aus Ländern wie Thailand, Vietnam, Malaysia und Singapur:
Eine kaufkräftige, urbane Mittelschicht, die international vernetzt ist, meist gut Englisch spricht und einen hohen Anspruch an Qualität, Service und Komfort mitbringt.

Sie reisen sowohl individuell als auch in kleinen Gruppen – etwa als Familie, Freundeskreis oder im Rahmen themenspezifischer Reisen. Dabei geht es nicht um „Sightseeing“, sondern um authentische Erfahrungen:

Einen gut geführten Familienbetrieb, eine alpine Wanderung, einen regionalen Kochkurs oder eine Weinverkostung – eingebettet in ein reibungsloses Gesamtpaket mit einfacher Buchbarkeit, klarem Informationsangebot in der Landessprache und sensibler Gastgeberkultur.

Digitale Schnittstellen, lokale Expertise und transparente Abläufe sind hier keine Extras, sondern Grundvoraussetzung für eine gelungene Reiseerfahrung.

Und warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich damit zu beschäftigen?

Weil viele Betriebe aktuell gut gebucht sind und genau deshalb jetzt die Luft und Zeit da ist, um strategisch zu denken, nicht nur operativ zu handeln.

Wer erst reagiert, wenn ein Markt wegbricht oder Buchungen einbrechen, hat meist zu wenig Spielraum. Wer aber heute beginnt, neue Märkte zu verstehen und passgenaue Strukturen aufzubauen, kann in ein paar Jahren deutlich davon profitieren – ohne Abhängigkeit, ohne Aktionismus.

Was unterscheidet euren Ansatz von klassischen Marketing- oder Repräsentationsagenturen?

Wir verkaufen keine fertigen Pakete. Und wir sind auch kein reiner Vertrieb. Unser Fokus liegt auf langfristigem Business Development – gemeinsam mit dem Betrieb.

Das heißt: Wir schauen genau hin, arbeiten eng mit unseren Partner:innen zusammen und begleiten sie auch über die erste Saison hinaus. Was funktioniert, was nicht? Wo gibt’s Rückfragen? Welche Kanäle bringen wirklich Buchungen?

Dieser Prozess ist individuell. Und das ist auch unsere Überzeugung: Nur wer gemeinsam mit dem Gast lernt, entwickelt Angebote, die tragen.

Was macht dir persönlich an dieser Arbeit am meisten Freude?

Dass ich helfen kann, unterschiedliche Kulturen miteinander zu verbinden und gleichzeitig ein Stück meiner Heimat in die Welt hinauszutragen.

Ich lebe mit meiner Familie in Südostasien, bin aber tief mit Österreich verwurzelt. Und genau in dieser Verbindung liegt für mich der Reiz:
Zu sehen, wie viel Begeisterung es hier für Österreich gibt. Wie sehr unsere Partner die Vielfalt, Gastfreundschaft und Natur schätzen – oft noch bevor sie selbst vor Ort waren.

Daraus entstehen Gespräche auf Augenhöhe, neue Ideen und sehr konkrete Schritte. Für mich ist das mehr als Arbeit. Es ist eine echte Brücke – zwischen Ländern, Menschen und Perspektiven.